Die wichtigen Fragen für ein One-on-One Gespräch
Habt Ihr schon einmal ein wirklich zähes One-on-One Einzelgespräch geführt, bei dem Ihr Euch im Grunde einig wart, dass es Zeitverschwendung war? Stell Dir vor, am Ende eines 1o1 hättet ihr Lust auf ein weiteres Gespräch, weil der Austausch gut war und jede*r etwas aus dem Gespräch mitgenommen hat?
Die wichtigen 1o1 Fragen
In diesem Artikel erfährst Du, wie Du One-on-ones am besten führst, damit sie entspannt, spannend und vertrauensbildend sind. Wenn Du diese einfache Liste wichtiger Fragen verwendest, werden Deine One-on-One Gespräche mit Sicherheit persönlicher und effektiver. Ein One-on-One sollte ein Erlebnis sein, das sich jenseits des Business as usual bewegt. Du weißt nicht genau wohin das Gespräch gerade geht? Das ist völlig in Ordnung und vielmehr ein gutes Zeichen.
In diesem Gespräch geht es auch darum gemeinsam herauszufinden, wohin es längerfristig gehen soll. Dafür gibt es noch keinen Plan. Allerdings entsteht so eine Beziehung, die im Bestenfall auch zu einer längeren Zufriedenheit im Job führt. Folgende Fragen haben sich für mich als sehr effektiv herausgestellt.
Wie geht es Dir? Die One-on-One Frage!

Diese Frage scheint auf den ersten Blick zu einfach, um sie zu stellen. Aber genau darin liegt ihre Wirkung. Wenn Dein Gesprächspartner wirklich auf die Frage eingeht und nicht nur mit einem „Geht schon“ oder „Muss ja“ antwortet, ist das ein gutes Zeichen für euer Vertrauen und die momentane Stimmung.
Es erfordert ein wenig Mut, sie so zu stellen, dass man innerlich wirklich für jede Antwort offen ist. Denn das solltest Du sein, damit diese Frage ihre wirkliche Wirkung entfalten kann. Wir alle wissen, dass es leicht ist, Vertrauen aufzubauen, wenn die Atmosphäre entspannt und offen für Gespräche ist. Wenn Du kontinuierlich eine positive und offene Stimmung in die Gespräche bringst, wird das Vertrauen zwischen deinem*r Gesprächspartner*in wachsen. Und je größer das Vertrauen ist, desto leichter ist es, ein schwieriges Gespräch zu führen.
Worüber machst Du Dir Sorgen?
Mit dieser Frage regst du dazu an, offen über Unklarheiten oder Unsicherheiten zu sprechen. So können mögliche Konflikte schnell erkannt und gemeinsam bearbeitet werden. Zudem zeigt es Deine Offenheit und Dein Interesse an der Person und stärkt so das Vertrauen zwischen Euch.
Dein kontinuierliches Angebot, über Unstimmigkeiten zu sprechen, erzeugt auch eine andere innere Haltung bei Deinem*r Gesprächspartner*in. Wenn Du diese Fragen stellst, wird er*sie sich auch öfter selber hinterfragen und selbstreflektierter in seinem*ihrem Arbeitsalltag sein. Und das am besten bevor es zu spät ist, die Motivation sinkt oder er*sie sich entscheidet zu gehen. Eine leichte Variation dieser Frage, die noch spezifischere Antworten hervorbringen kann, lautet: „Wann hast du dir das letzte Mal Sorgen über etwas gemacht?“ Diese Frage bezieht sich auf einen bestimmten Zeitpunkt und kann dazu beitragen, dass ein*e Mitarbeiter*in konkreter darüber nachdenkt, ob es etwas gibt, worüber er*sie sich Sorgen machen könnte.
Von welchen Gerüchten sollte ich wissen?
Hier heißt es immer am Zahn der Zeit zu sein und zu wissen, welchen Themen gerade Deine Mitarbeitenden beschäftigt. Diese Frage kann Gerüchte ans Licht bringen, die Du beantworten kannst, bevor sie außer Kontrolle geraten. Aber darüber hinaus: „Was die Gerüchteküche sagt, ist oft auch ein Kompass, der uns zeigt, wodurch sich Menschen gestresst fühlen.“ Stelle diese Frage, um eine tiefere, beunruhigende Quelle von Unbehagen oder Frustration bei Deinen Mitarbeitenden aufzudecken. Bei dieser Frage ist deine Proaktivität gefragt. Die Antwort muss geradezu von Angesicht zu Angesicht eingefordert werden.
Thinking backwards
Wenn Du jetzt vom Ende des Jahres zurückschaust: Auf welche Leistung wärest Du stolz?
Um Mitarbeitende zu inspirieren, über sich und ihre Zukunft nachzudenken, verwende ich gerne diese Frage. Dabei geht es nicht nur um klassische Karriereziele, Tools oder Skills, sondern auch um innere Werte, die erkannt und in den Arbeitsalltag integriert werden wollen. Nicht jede*r hat eine Antwort auf eine solche Frage, also stelle sie entsprechend offen und biete eine gute Überleitung zum nächsten Punkt an. Ich streue diese Frage gerne unregelmäßig in Einzelgespräche ein, jedenfalls nicht bei jedem, das wäre viel zu häufig. Besser ist es, auf vorherige Ziele oder Werte Bezug zu nehmen und so den Entwicklungsprozess deines Gegenübers entsprechend zu unterstützen.
Was sind Deine größten Zeitfresser?
Niemand verliert gerne Zeit. Kaum ein Gefühl ist so überwältigend und zermürbend, vor allem im Arbeitsumfeld. Deshalb ist es wichtig, diese Frage in einem persönlichen Gespräch zu stellen. Wenn Du diese Frage gestellt hast, solltest Du innerlich in den Coaching-Modus gehen, um ein guten Austausch anbieten zu können. So kann dein* Gesprächpartner*in eine neue Perspektive einnimmen oder neue Ideen entwickelt, wie sie in Zukunft mit solchen Situationen umgehen will.
Hättest Du gerne mehr oder weniger Anweisungen von mir?
Mit dieser Frage wird deutlich, dass Führung keine Einbahnstraße ist, sondern ein gemeinsamer Prozess. Und zu diesem gemeinsamen Prozess gehört auch eine große Portion Selbstführung im Sinne von: Wer bin ich, was will ich erreichen und welche Schritte sind dazu notwendig? Mit dieser Frage geht man in den Austausch, wie viel Führung Dein Gegenüber von Dir erwartet und wie viel Führung sich jemand bereits selbst gibt und damit wahrscheinlich viel effizienter und zufriedener ist. Genau diese Balance gilt es mit dieser Frage zu finden.
Als Führungskraft kann es leicht passieren, dass man eine*m Mitarbeiter*in unbeabsichtigt zu viele Anweisungen gibt. Gleichzeitig empfinden es Mitarbeitende als frustrierend, wenn sie ohne Unterstützung im Regen stehen gelassen werden. Wenn Du diese Frage stellst, kannst Du Deinen Führungsstil und Deine Führungstechniken entsprechend anpassen. Außerdem signalisierst Du Deinen Mitarbeitenden, dass Du den Austausch suchst und bereit bist, Dich öffnen.
Würdest Du Dir mehr oder weniger Feedback wünschen?
Wenn ja, welches zusätzliche Feedback würdest Du Dir im One-on-One wünschen?
Auf diese Frage erhälst Du höchstwahrscheinlich ein klares „Ja“. Und das ist auch gut so. Nach einer Umfrage bei Hunderten von Unternehmen und Tausenden von Mitarbeitern im Rahmen von Know Your Team haben wir festgestellt, dass 80 % der Mitarbeiter sagen: „Ich wünsche mir mehr Feedback zu meiner Leistung.“ Dein persönliches Gespräch ist die perfekte Gelegenheit, um genau herauszufinden, welche Art von Feedback jemand gerne hätte.
Wollen wir nach draußen gehen?

Okay, das ist nicht direkt eine One-on-One Frage, allerdings ist es wissenschaftlich erwiesen, dass Bewegung einen positiven Einfluss auf unser Hirnleistung hat und somit auch einen positiven Effekt auf das Gespräch. Somit sollte die Antwort immer „Ja“ sein.
Viele One-on-Ones habe ich zusammen mit meinem Team beim Laufen an der Luft gemacht. Am Ende waren das immer die spannendsten Gespräche, bei denen vielseitige Themen angesprochen wurden. Unser zentrales Nervensystem schüttet beim Gehen Neurotransmitter aus. Diese Botenstoffe verbessern unsere Denkleistung und Kreativität, unser Kurzzeitgedächtnis und unsere Fähigkeit, Probleme zu lösen. Zudem erhöht sich beim Gehen der Sauerstoffgehalt im Blut, wovon das Gehirn und alle Organe profitieren. Es geht auch um den visuellen Input und die Interaktion, die uns zu Perspektivwechseln anregen.
AUF EINEN BLICK · MOTOR FÜRS GEHIRN
- Tierversuche zeigen: Bewegung fördert das Volumen von Großhirnrinde und Hippocampus, das Wachstum von Blutgefäßen im Gehirn und erhöht den Spiegel von Neurotransmittern.
- Im Hippocampus stimuliert körperliche Aktivität die Bildung neuer Gehirnzellen, erhöht die Anzahl der dendritischen Dornen an den Nervenzellen und verbessert deren physiologische Eigenschaften – eine Grundlage für das Langzeitgedächtnis.
- Wir Menschen sind von Natur aus bewegungsfreudig. Schon in früheren Zeiten mussten wir unsere Nahrung mit viel Bewegung sammeln und jagen. Unser Bewegungsapparat ist also auf Bewegung eingestellt. Er braucht sie sogar, um den gesamten Organismus in Schwung zu halten. Fehlen Sport oder kleine Bewegungseinheiten im Alltag, werden wir trübsinnig. Oder antriebslos. Und auf Dauer sogar unglücklich.
Also auf die Straße, in den Park oder am besten direkt in den Wald bei einem Gespräch.
Gibt es Entscheidungen, die Dir schwer fallen?
Eine der besten Möglichkeiten, einen Mitarbeiter zu coachen, besteht darin, ihm*ihr bei einer Entscheidung zu helfen, mit der er*sie Schwierigkeiten hat. Sie sind vielleicht verzweifelt, weil sie sich nicht sicher sind, welchen Weg sie einschlagen sollen – und Du kannst ihnen helfen. Indem Du diese Frage in einem persönlichen Gespräch stellst, kannst Du ihnen den möglichen Schmerz einer schwierigen Entscheidung nehmen.
Unabhängig davon, ob Du wöchentlich, oder alle zwei Wochen ein persönliches Gespräch One-on-One führst, würde ich Dir empfehlen, zwei oder drei dieser Fragen auf die Tagesordnung Deiner typischen Treffen zu setzen. Meine Erfahrung ist, wenn Du diese Fragen verinnerlichst und mit einer gewissen inneren Neugier stellst, wirst Du garantiert etwas Neues lernen und eine engere Beziehung zu Deinem Team aufbauen.
Lust mehr über One-on-Ones zu erfahren?
Diese Inhalte sind Teil unseres Trainings zur Kommunikation im Team und als Lead. In verschiedenen Session üben wir in Zweier- und Dreiergruppen die innere Haltung und die Techniken zu üben und zu vertiefen. Melde Dich bei uns: #lass-uns-sprechen.